Anzeige

Syrien und der Nahe Osten

Klima, 14.09.2015

Wie der Klimawandel zum Ausbruch gewaltsamer Auseinandersetzungen beiträgt.

Dürren sind ein Teil des Klimas im Nahen Osten. Aber seit den 1970er-Jahren wird eine steigende Anzahl und Intensität dieser Trockenperioden registriert. Forscher führen diese Entwicklung auf eine Veränderung der Klimabedingungen und schlechtes Wassermanagement, bei gleichzeitig steigender Bevölkerungszahl, zurück.

Zwischen 2006 und 2011 wurde der Nahe Osten von einer der längsten Dürreperioden seit Beginn der Aufzeichnungen heimgesucht. Vor allem der Norden Syriens, und damit der „Brotkorb der Nation“, waren besonders stark betroffen.

Bild: Marcel Lentz

Experten gehen inzwischen sogar davon aus, dass die verheerenden Auswirkungen der Dürre Einfluss auf den Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien hatten, der seit inzwischen 4 Jahren andauert. Damit bestätigen sich die Warnungen der Klimaforscher, die den Klimawandel schon seit Längerem als zunehmendes Sicherheitsrisiko sehen.

In der aktuellen Ausgabe der „Le Monde diplomatique“ beschreibt Agnes Sinai in ihrem Artikel „Wie der Klimawandel Konflikte anheizt“ unter anderem die Auswirkungen der Dürre in Syrien:

In Syrien war der Klimawandel einer von vielen Faktoren, die zum Auslöser des Konflikts wurden. Durch eine jahrzehntelange, nicht nachhaltige Landwirtschafts- und Umweltpolitik der Regierung in Damaskus, sank der Grundwasserspiegel drastisch ab.

Damit war das Land nur sehr schlecht auf eine Trockenperiode vorbereitet, deren Auswirkungen durch den Einfluss des Klimawandels nur noch verschlimmert wurden. Infolge ausbleibender oder stark sinkender Ernteerträge kam es zu einer massiven Landflucht, die die sozialen Spannungen innerhalb der Gesellschaft noch weiter verstärkte und zusätzliches Misstrauen der Gesellschaft gegenüber der Regierung schürte.

Zusätzlich stiegen die Lebensmittelpreise im Jahr 2010 stark an. Innerhalb weniger Monate (Juni 2010 – Februar 2011) verdoppelte sich der Preis für eine Tonne Weizen von 157 auf 326 Dollar. Anstatt den Menschen in dieser Situation zu helfen, schlug das Assad-Regime die Proteste wegen der steigenden Preise blutig nieder, wodurch der Bürgerkrieg letztlich ausgelöst wurde.

Voraussichtlich werden die Temperaturen im Nahen Osten in Zukunft weiter steigen, während die Niederschlagsmengen abnehmen. Forscher prognostizieren daher bereits heute Ernteverluste von bis zu 60 Prozent bis ins Jahr 2050.

Der Nahe Osten ist nicht die einzige vom Klimawandel betroffene Region, auch anderswo ist die Lebensgrundlage ganzer Völker durch fortschreitende Bodendegradation bzw. Desertifikation und einen steigenden Meeresspiegel bedroht.

Die folgenden Wanderungsbewegungen destabilisieren ganze Regionen und bilden dadurch den Nährboden für gewaltbereite Extremisten, wie z.B. die islamistische Terrorgruppe Boko Haram.

Der Klimawandel wirkt demnach wie ein Katalysator bei der Destabilisierung eines Landes und trägt dadurch zum Ausbruch gewaltsamer Auseinandersetzungen bei. Dadurch nimmt er Einfluss auf unsere moderne Gesellschaft und die Bedrohung durch ihn geht längst über die bekannten Naturgefahren hinaus. So hat zum Beispiel das amerikanische Verteidigungsministerium die Erderwärmung als „Bedrohung der nationalen Sicherheit“ eingestuft.

Angesichts dieser zunehmenden Bedrohung ist es an der Zeit, Umweltprobleme als Mit-(Auslöser) solcher Konflikte ernst zu nehmen, denn bereits heute liegt in vielen Fällen die Ursache von Krisen in der extremen Armut und der Umweltzerstörung.

Die aktuelle Flüchtlingswelle in Europa verdeutlicht dies nur noch mehr und zwingt uns bereits jetzt zum Handeln. Derzeit sind mindestens genauso viele Menschen auf der Flucht vor den Folgen von Umweltzerstörungen wie vor Kriegen und Gewalt. Doch bis heute finden Klima- und Umweltflüchtlinge im internationalen Recht keine Anerkennung.

  Redaktion
 Team-Info
 Team-Kontakt




mehr

weitere Themen - das könnte Sie auch interessieren:

5

Wetter-Meldungen

Anzeige
mehr

Zitat des Tages

    "Alles Große in der Welt wird nur dadurch Wirklichkeit, dass irgendwer mehr tut, als er tun müsste."

    Hermann Gmeiner