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Wann wird die 'schmutzige Bombe' eingesetzt?

Klima, 25.04.2017

Besonders Inversionswetterlagen wären im Falle einer Detonation hochgefährlich.

Der syrische Bürgerkrieg, aber auch die in Libyen, Jemen und Afghanistan haben mit ihren Stellvertreterkriegen gezeigt, zu was Menschen auch im 21. Jahrhundert fähig sind.

Geändert hat sich an Grausamkeit nichts, vielmehr wird sie dosierter, mediengerechter und zum Teil gezielter gegen Zivilisten eingesetzt, da die "Gegner" Militärs, Politiker und Polizisten - Dank besserem Schutz - kaum anzugreifen sind. 

Ein paar Beispiele: Im Jahr 2015 setzte der IS in Kobane, einigen Quellen zufolge mit Hilfe der Türkei, ein 50 Mann starkes Himmelsfahrtskommando ein, welches eine bewohnte Stadt voller Flüchtlinge überfiel und bis zu 200 Zivilisten tötete. Dies geschah lange nach der Befreiung der Stadt. Der Einsatz von Chemiewaffen wurde 2013 durch den IS, vermutlich auch durch Assad und die Türkei, durchgeführt -  fürchterlichen Folgen.

Eine Waffe trat bisher weder in Syrien, Libyen noch in Afghanistan auf: Die schmutzige bzw. radiologische Bombe. Schon 2003 gab es Befürchtungen, Terroristen könnten an radioaktives Material gelangt sein. Nach dem Zerfall der Sowjetunion waren radioaktive Materialien unter anderem auf spezielle Märkte in Georgien, Moldawien, der Ukraine und andere Länder mit sehr "schwachem Staat" gelangt und wurden hier zum Kauf angeboten.

Die Stoffe zum Bau einer schmutzigen Bombe werden in geringem Maße unter anderem auch  in der Medizin, z. B. in der Krebsbehandlung eingesetzt. Als "Bombentauglich" gelten Americium 241, Californium 252, Cäsium 137, Cobalt 60, Iridium 192, Plutonium 238 und Strontium 90. (Quelle: Wikipedia)

Vor einigen Tagen berichtete das amerikanische "Time Magazine" über einen Vorfall in Georgien im Jahr 2016: Ein Händler versuchte damals, Cäsium 137 an Zivilipolizisten zu verkaufen. Georgien grenzt an die Türkei, der Weg zum IS ist da nicht mehr weit. Die USA haben nach Angaben vom "Time Magazine" über 50 Millionen Dollar in Geigerzähler und radioaktive Überwachung investiert, um den Verkauf der gefährlichen Substanzen zu erschweren oder zu verhindern.

Gefährlich sind schmutzige Bomben durch die Verbindungen konventioneller Sprengladungen und radioaktiven Partikeln wie Cäsium 137 oder Americium 241. Die Sprengung erzeugt Staub, der sich, zusammen mit dem radioaktiven Material, etwa in einer Großstadt ausbreiten könnte. Je nach meteorologischen Bedingungen, der Sprengkraft und den örtlichen Gegebenheiten könnte ein Häuserblock, aber auch ein Bereich von mehreren km² von dem radioaktiven Staub eingenebelt werden. Die Folgen wären immens: Die Bevölkerung atmet den Staub unweigerlich ein, die Alphastrahlung im Körper kann zu erheblichen, auch langfristigen Schädigungen der Betroffenen führen.

Verschiedenen Untersuchungen zeigen, dass nur dann die Evakuierung einer möglichst großen Bevölkerungszahl gewährleistet ist, wenn die "Bedrohung schmutzige Bombe" sehr schnell erkannt wird.

Eine weitere Gefahr stellt die Wetterlage dar: Als besonders gefährlich würde sich beim Einsatz einer schmutzigen Bombe eine winterliche Inversionswetterlage beweisen. Während des abendlichen Treibens auf einem Weihnachtsmarkt etwa könnten die radioaktiven Partikel tausende Menschen verstrahlen, da sie sich aufgrund des fehlenden Windes kaum ausbreiten. Im Sommer und bei stärkerem Wind wäre zwar ein größeres Gebiet betroffen, allerdings mit wesentlich geringeren Strahlenbelastungen.

Nach einer Explosion würde es Monate dauern, bis ein größeres Gebiet wieder gereinigt ist. Die Kosten und psychischen Folgen sind immens. Wie real das Szenario ist, zeigt die im November 1995 von tschetschenischen Rebellen im Ismailowsky-Park in Moskau abgestellte Kiste mit radioaktivem Cäsium.

Der IS ist in Syrien, Libyen und in Afghanistan unter Druck und ruft nun vermehrt zu Anschlägen im Westen auf. In Syrien machte der Einsatz einer schmutzigen Bombe bisher keinen Sinn, da man das angegriffene Gebiet ja übernehmen möchte. In einer westlichen Großstadt sieht dies natürlich anders aus.

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    Albert Camus