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Der Sommer

Spezial, 21.06.2016

Mal mediterran, mal skandinavisch - der Sommer kann sehr unterschiedlich ausfallen. In unserem Special gibt's den 'Steckbrief des Deutschen Sommers'.

Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Freibad, Grillen, Picknick, Biergarten und lange Abende auf der Terrasse. Im Sommer verlagert sich das Leben aus dem Haus ins Freie, der Sommer ist die Jahreszeit für Freizeitaktivitäten, für Straßenfeste und Jahrmärkte. Doch wer schon einmal ein Fest im Freien geplant hat, der weiß, wie unterschiedlich das Wetter im Sommer sein kann. In einem Jahr brennt wochenlang die Sonne vom Himmel, im nächsten Jahr regnet es scheinbar ununterbrochen und im dritten Jahr wechselt das Wetter innerhalb weniger Tage vom einen ins andere Extrem. Bei grauem Sommerwetter stöhnen wir Deutschen so laut, dass sogar Holländer „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ singen (Rudi Carrell 1975). Wird’s dann endlich Sommer, stöhnen wir unter der Hitze und der Schwüle.

Foto: Himi / pixelio.de

Dass der Sommer in Deutschland so unterschiedlich ausfallen kann, hängt entscheidend von der Lage der Tiefdruckgebiete über dem Atlantik und Europa ab. Liegt das Mittelmeer-Subtropenhoch im Sommer weit im Norden und drückt sich über die Alpen, dann gibt es in Deutschland einen sehr schönen Sommer. Häufige Hochdrucklagen werden von nur kurzen wechselhaften Phasen mit Gewittern und Schauern abgelöst, Tage mit Landregen sind dann selten. Andererseits gibt es auch Sommer, in denen über Deutschland die Tiefdruckgebiete zu Haus sind. Ein großes Tief liegt dann über Mitteleuropa und lässt es bei niedrigen Temperaturen immer wieder länger regnen. Sogar Sommerhochwasser können so ausgelöst werden.

Betrachtet man die Höchsttemperaturen im Jahresablauf, so sieht man, dass der Sommer in Wellenform nach Deutschland kommt. Immer wieder werden die kurzen, sehr warmen Phasen durch kurze Kaltphasen unterbrochen. Die Kaltphasen entsprechen der Tiefdruckaktivität, die für ein paar Tage Meeresluft nach Deutschland führt. Die Höchsttemperaturen können dann auf 15, manchmal sogar auf 10 Grad absinken. In den Warmphasen bestimmen Hochdruckgebiete das Wetter. In kurzer Zeit heizt die Sonne den Boden und damit auch die Luft stark auf und von Tag zu Tag werden höhere Höchsttemperaturen erreichen.

Foto: Karin Jung / pixelio.de

In den vergangenen zehn Jahren gab es im Durchschnitt im Sommer jedes Jahr 13-14 Warmphasen zwischen dem 1. Mai und dem 1. September. Wir verstehen als Warmphase einen Zeitraum, in dem jeden Tag das Maxima höher als am vorangegangenen Tag liegt und mindestens zwei Tage Temperaturen über 20 Grad erreicht werden. Die Dauer der Warmphasen erreicht meist nur 3-5 Tage, in Ausnahmefällen auch bis zu 8 Tage.

In jedem Jahr gibt es im Sommer mindestens zehn solcher Schönwetterphasen. 1995 waren die Phasen zwar recht kurz und es war etwas kühler, trotzdem wurden 21 Schönwetterphasen gezählt. Im heißen Jahr 1994 waren es nur zehn Phasen, die allerdings sehr hohe Temperaturen brachten und jeweils sehr lange andauerten.

In einer Arbeit zum deutschen Klima wies Flohn in den vierziger Jahren die Wellenbewegungen des Wetters nach. So zeigten sich zum Beispiel in Aachen im Sommer deutliche Schwankungen der Niederschlagswahrscheinlichkeit. Dort gab es 14 Phasen (Daten von 1901-1930), in denen die Niederschlagshäufigkeit (Tage mit 0,1 l/m2 Regen/Schnee) um bis zu 21% vom Mittel abwich, welches knapp über 50% lag. So lag die Niederschlagswahrscheinlichkeit um den 27. - 29. Mai nur bei 34%, am 25.Juli erreicht sie dagegen fast 70%.

Diese Schönwetter- und Schlechtwetterphasen häufen sich zu bestimmten Zeiten im Jahr und sind auch in Messreihen von über 100 Jahren zu erkennen, wie sie aus Berlin und einigen anderen Stationen vorliegen.

Geringe Regenwahrscheinlichkeit
(mindestens 10% geringere Wahrscheinlichkeit als im Durchschnitt in Deutschland):

  • um den 7. Juni, 15. Juni, 22. Juni, 29. Juni
  • um den 14. Juli.
  • um den 3. August, 10. August, 14. August, 20. August und 27. August


Besonders häufig fällt Regen in diesen Zeiträumen
(mindestens 10% höhere Regenwahrscheinlichkeit als im Durchschnitt in Deutschland):

  • um den 5. Juni, 13. Juni, 17. Juni, 25. Juni
  • um den 5. und 25. Juli
  • um den 6.August, 17. August, 22. August, 31. August

Die Daten dürfen allerdings nicht dazu verführen, eine Wetterprognose aus der Statistik zu erstellen. Sie zeigt lediglich, dass es im mehrjährigen Mittel eine geringe Regenwahrscheinlichkeit zu bestimmten Zeitpunkten gibt. Selbst an den Tagen mit der geringsten Regenwahrscheinlichkeit Ende Mai regnet es noch in mehr als jedem Dritten Jahr und umgekehrt ist jedes dritte Jahr am 25. Juli trocken (Regenwahrscheinlichkeit ca. 70%).



Der Wetterablauf im Sommer

Foto: Tobias Kunze / pixelio.de

Der Sommer in Deutschland ist von Phasen mit Hochdruckgebieten und Tiefdruckgebieten gekennzeichnet. Im Allgemeinen ist der sonst bestimmende Westwind im Sommer nicht so stark, da er eine Folge der Umsetzung der Temperaturunterschiede, also der potentiellen Energie in Bewegungsenergie ist. Da aber im Sommer die Temperaturunterschiede auf der Nordhalbkugel geringer werden, schwächt sich auch der Westwind meist ab. Der typische deutsche Sommer bietet daher nur in seltenen Fällen die direkte Abfolge von Tiefdruckgebieten hintereinander, die Regen bringen. Meist baut sich, nach dem ein Tiefdruckgebiet abgezogen ist, ein Hochdruckgebiet auf. Die Luft erwärmt sich aufgrund der starken Sommersonne rasch und die Temperaturen steigen in den ersten beiden Tagen nach der Schlechtwetterperiode an. Nach zwei Tagen werden meist über 25 Grad im Flachland und 20-22 Grad in den Mittelgebirgen und an den Küsten registriert.

Foto: Ralf Zehner / pixelio.de

Je nach Lage des Hochs kann die Temperatur sogar auf 30 Grad ansteigen. Besonders warm wird es dann, wenn von Süden her warme Luft aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland kommt. In dieser Wetterlage werden die höchsten Temperaturen überhaupt gemessen. 4-5 Tage nach dem Ende des Schlechtwetters ist Deutschland meist stark erhitzt und die ersten Wärmegewitter bilden sich über den Voralpen und den Mittelgebirgen wie dem Schwarzwald und dem Pfälzer Wald. Kurze Zeit später weiten sich die Wärmegewitter über das ganze Land aus und in der kühleren Meeresluft, die hinter den Gewittern einfliesst, kühlt sich die erhitzte Republik deutlich ab. Je nach Wetterlage kann sich nun eine mehrtägige Schlechtwetterperiode anschließen oder sehr schnell wieder ein neues Hoch die Sonne hervorlocken.
 

  Michael Klein
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