Schulstart in NRW

Fit bei jedem Wetter, 30.08.2017

Wie Helikoptereltern der Umwelt und letztendlich auch dem Nachwuchs schaden.

Besorgte Eltern, die dem Nachwuchs nicht zutrauen, die paar hundert Meter Schulweg in Eigenregie zurückzulegen, gibt es zuhauf. Statt sich dann wenigstens zu Fuß mit dem Kind auf den Weg zu machen, wird in vielen Fällen dann lieber doch das Auto in Anspruch genommen. Geht schließlich schneller und könnte ja regnen.

Davor, dass man mit dem Taxidienst nicht nur die Selbstständigkeit der eigenen Kinder ausbremst sondern auch die Gesundheit anderer gefährdet, verschließt man gerne die Augen. Mit "Gesundheitsgefährdung" sind übrigens nicht allein die morgendlichen Blechlawinen gemeint, die vor vielen Schulen regelmäßig  für gefährliche Situationen im Straßenverkehr sorgen. Einige Schulen haben aufgrund dessen schon die Reißleine gezogen und Parkverbotszonen eingerichtet.

 Bild: © CreaPro

In einem Modellprojekt an einer Hannoveraner Grundschule geht man sogar noch ein Stück weiter: Hier wird seit letzter Woche zwischen 07.30 und 08:15 Ihr der Straßenabschnitt vor der Schule für Autos gesperrt. Lehrer erreichen ihren Arbeitsplatz mit einer Sondergenehmigung, Eltern und Kinder werden zum morgendlichen Frühsport, ein paar hundert Meter, gezwungen. So sollen nicht nur gefährliche Straßensituation unmittelbar vor der Schule vermieden sondern gleichzeitig auch die Verkehrserziehung des Nachwuchses gefördert werden. Ein sehr guter Ansatz wie wir finden!

Neben den gefährlichen Blechlawinen, und dieser Punkt findet in der Öffentlichkeit deutlich weniger Beachtung, sorgt das hohe Verkehrsaufkommen zudem auch für hohe Feinstaubwerte um das Schulgebäude. Von der schlechten Luft bleiben die „Autokinder“ meist verschont, da sie sich deutlich kürzer an der „frischen“ Luft aufhalten als die „Laufkinder“.

Wir haben die Luftqualität vor einer Schule in einem Meter Höhe zur „Rushhour“ gemessen und mit den Daten anderer Standorte verglichen.

Die angegebenen Werte geben die Anzahl der Partikel pro 0,1 Liter Luft wieder sowie die Partikel pro m³ >2,5 µg.

 

Werte Ruhige Seitenstraße, kein direkter Autoverkehr:

Messung 1 (07:30 Uhr): 2.500 Partikel, 28 µg/m³

Messung 2 (08:15 Uhr): 3.200 Partikel, 33 µg/m³

 

Stark befahrene Bundesstraße (B56)

Messung 1 (07:45 Uhr): 6.500 Partikel, 58 µg/m³

 

Schule

Messung auf Zufahrtsstraße zur Schule (07:52 Uhr): 5.600 Partikel, 60 µg/m³

Messung vor Schulgebäude (08:00 Uhr): 4.800 Partikel, 47 µg/m³

Messung auf Schulhof (08:00 Uhr): 4.100 Partikel, 43 µg/m³

 

Wald

Messung (08:10 Uhr): 2.700 Partikel, 31 µg/m³

 

 

Bedenkt man, dass ein Kind häufiger einatmet als ein Erwachsener, nämlich zwischen 20 und 30 Mal pro Minute, liegt auf der Hand, wie schädlich die Luft vor der Schule ist.

Geht man davon aus, dass pro Atemzug 500 ml Luft eingeatmet werden, das entspricht dem Wert, der bei einem gesunden und nicht gestressten Organismus in die Lunge gesogen wird, nehmen die Kinder pro Minute zwischen 10 und 15 Liter Luft auf.

Auf der besonders schadstoffbelasteten Zufahrtsstraße gelangen so mit jedem Atemzug 28.000 Feinstaubpartikel in die jungen Lungen, auf die Minute gerechnet also zwischen 560.000 und 840.000 Partikel.

Ebendfalls erschreckend sind diese Zahlen: Studien zeigen, dass 6 von 10 Kindern, die in die Schule kutschiert werden, einen Schulweg von weniger als 800 Metern haben.

Es wird also höchste Zeit, dass sich die Eltern im doppelten Sinne "bewegen"!

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