Wie Großbauprojekte Landschaften und Leben zerstören

Klima, 27.07.2015

Wenn sich wenige Mächtige über regionale Interessen hinwegsetzen.

Mehrfach hat donnerwetter.de bereits über das große Staumdammprojekt Hasankeyf / Batman im kurdischen Teil der Türkei berichtet. Erstmals haben wir uns in Hasankeyf umgeschaut und sind mit den Bewohnern vor Ort in Kontakt getreten.

In Hasankeyf soll der biblische Tigris aufgestaut werden. Dabei existieren an Euphrat und Tigris sowie deren Nebenflüsse bereits seit Jahrzehnten zahlreiche Staudämme, die im GAP (Great Anatolia Projekt) errichtet wurden.

Hasankeyf wäre für uns kein Thema, würde dieses Projekt nicht für so viele größenwahnsinnige Projekte weltweit stehen, die die Umwelt für Generationen zerstören. Neben China, die ähnlich verheerende Projekte umsetzen, ist dies besonders Brasilien, die aktuell einen Staudamm mitten im Regenwald planen und die Vertreibung dort lebender Völker bewusst einkalkulieren. Diese Projekte werden umgesetzt, auch wenn sie auf Dauer klimaschädlich sind.

Hasankeyf steht für eine weltweite Politik, in der sich die Mächtigen über regionale Interessen hinweg setzen.

Höhlen bei Hasankeyf

Ökonomisch und sozial sehen Wissenschaftler Vor- und Nachteile in dem Staudamm-Projekt. Auf der einen Seite wird Strom erzeugt, Wasser wird ganzjährig vorgehalten, so dass intensiv bewässert werden kann. Es ergeben sich ökonomische Vorteile für die regionale Landwirtschaft und die nationale Stromversorgung.

Nachhaltig wird dies aber nicht erreicht, da eine ruinierte Landschaft auch Tourismuspotential in einer eh schon armen Region zerstört.

Die Bewohner, die durch den Bau des Damms mitunter ihr ganzes Leben aufgeben müssen, bekommen für den Verlust ihrer Geschäfte und Wohnungen eine lachhafte Entschädigung gezahlt.

Auf jahrzehntelange Sicht sehen die meisten Wissenschaftler Großprojekte wie dieses daher eher kritisch und als volkswirtschaftlichen Unsinn an.

Großprojekte, wie Hasankeyf, berühren verschiedenste Interessen:

1. Volksabstimmung national/regional

Bei so einschneidenden Maßnahmen scheitert die repräsentative Demokratie, die im Falle der Türkei nicht wirklich vohanden ist. Das Volk muss regional entscheiden können. In der Region um Hasankeyf haben bei der letzten Wahl in fast alle Bürger für die HDP gestimmt - die lehnt das Projekt entschieden ab.

 

2. Nationale Interessen

Auf diese beruft man sich häufig bei "großen Vorhaben". Zwar mag es nationale Interessen mitunter auch geben, allerdings müssen diese schon sehr gewichtig sein.

Im Falle von Hasankeyf sind nationale Interessen kaum vorhanden. Es kann sogar so sein, dass sich das Konflikpotential massiv verschärft, wenn das Wasser der Nachbarn (Syrien / Irak) abgegraben wird.

Von nationalen Interessen kann hier nicht im Entferntesten die Rede sein. Es sei denn, man möchte seine Nachbarländer in Wasserabhängigkeit bringen

 

3. Symbolpolitik

Nicht nur Politiker, sondern wir Menschen lieben Symbole. Große Projekte stehen sollen ausdrücken: "Schaut her, was wir geschafft haben!"

Politiker setzen sich Denkmäler mit solchen Symbolen; Staudämme sind in Beton gefasste Denkmäler. Folgende Generationen werden unter diesen Entscheidungen aber noch ächzen. Die verantwortlichen Politiker sind dann meist schon tot oder im Ruhestand. Nur in seltenen Fällen werden die Entscheider die Konsequenzen ihres früheren Handelns zu spüren bekommen.

 

4. Korruption / Bau

Die Chancen, sich an einem Großprojekt zu bereichern, stehen gut. Es gibt Aufträge zu verteilen und im Baugewerbe sowie in der Politik ist Korruption gang und gäbe.

 

5. Ökologie / Historische Stätten

Ein Bau, wie der Staudamm Hasankeyf, führt zu einem nicht wieder herstellbaren Verlust einer historischen Landschaft, bzw. historischen Stätten. Künftige Generationen können diese Zeugen aus alter Zeit nicht mehr erleben.

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