Auswirkungen von Naturkatastrophen – Hochwasser Bayern

aktuell, 27.08.2005

Tagelange Niederschläge sorgten am Alpenrand, in Österreich und der Schweiz für Hochwasserwellen, die besonders die kleinen Gebirgsbäche und Flüsse anschwellen ließ. Auch die größeren Flüsse, wie die Isar und später auch die Donau führten Hochwasser.
(Bild: Die Zufahrtsstraßen der südbayerischen Gemeinde Eurasburg, Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, stehen komplett unter Wasser. Foto: DRK, Peter Knoblich)

Klimaforscher sagen voraus, dass ähnliche Ereignisse, wie die Flut an der Oder, oder an der Elbe immer häufiger werden. Welche Schäden entstehen und welche volkswirtschaftlichen Kosten sind durch eine Naturkatastrophe zu befürchten?

Zwei Kostenkategorien sind dabei zu beachten:

Quantitativ zu bewertende Schäden
Schäden an privaten Mobilien und Immobilien
Schäden an öffentlicher Infrastruktur
Schäden in der Natur und in der Landwirtschaft
Einsatzkosten von Bundeswehr, THW, Polizei und Feuerwehr
Arbeitszeitaufwand zum Hochwasserschutz des eigenen Grundstückes
Produktionsausfall

Qualitativ zu bewertende Schäden
Leid und Schmerz
Gesundheitsschäden
Zerstörung der Landschaft (Lebensqualität)


Wir berechnen hier nur die quantitativ zu bewertenden Schäden. Besonders zu berücksichtigen ist, dass während des Hochwasser Ferien in Bayern waren.

Schäden an privaten Mobilien und Immobilien:
Von der Hochwasserkatastrophe in Bayern wurden ca. 1000 Häuser und nur eine geringe Anzahl von Mobilien durch Schäden betroffen. Bei einem durchschnittlichen Schaden von 10000 Euro (geschätzt) an Häusern ist mit Schäden von ca. 10 Mio. Euro an Immobilien zu rechnen. Ca. 500 Mobilien (mit geschätzten Schäden von 5000 Euro) sind betroffen. Dabei ist mit Schäden von 2,5 Mio. Euro zu rechnen.
Die Bahn schätzt die Schäden auf unter 10 Mio. Euro.

Schäden an öffentlicher Infrastruktur
Ca. 40 km Straßenstrecke und zahllose Brücken wurden in Bayern durch das Hochwasser beschädigt oder zerstört. Die Kosten für die Instandsetzung werden bei Kosten von 200000 Euro pro Kilometer ca. 8 Mio. Euro betragen. Die Kosten an den Brücken sind dabei noch nicht extra berechnet. Diese können noch deutlich höher ausfallen. Nach Schätzungen entstanden ca. 30 Mio. Euro an Schäden an öffentlichen Gebäuden, Einrichtungen und an den Flussläufen.

Einsatzkosten von Bundeswehr, THW, Polizei und Feuerwehr
Die Einsatzkosten betragen bei einer vorsichtigen Abschätzung von 72 Einsatzstunden von 5000 Menschen und Zusatzkosten von 10 Euro pro Stunde 360000 Euro.
(Bild: Helfer der bayerischen Wasserwacht im Hochwassereinsatz bei Bad Tölz. DRK, Peter Knoblich)

Schäden in der Natur und in der Landwirtschaft
Die Schäden lassen sich zur Zeit kaum ermitteln, da die Schäden auf den betroffenen Flächen noch nicht feststellen. In Bayern entstanden wahrscheinlich Schäden von unter 10 Mio. Euro.

Arbeitszeitaufwand zum Hochwasserschutz des eigenen Grundstückes
Annahme: 20000 Menschen mussten 48 Stunden für den Schutz der eigenen Immobilien arbeiten.
Setzt man einen Lohn von 20 Euro pro Stunde an entstehen dadurch Kosten von 19,2 Mio. Euro.

Produktionsausfall
Der Produktionsausfall ist nur sehr schwer abzuschätzen. Da von dem Hochwasser überwiegend touristische Gegenden betroffen waren, ist der Produktionsausfall sicherlich nicht so hoch. Zudem war Ferienzeit in Bayern. Geht man von zwei Tagen Ausfall in 200 mittleren Betrieben aus, ist mit einem Schaden von ca. 10 Mio. Euro zu rechnen.

Die Schäden für das Hochwasser werden bei ca. 100 Mio. Euro liegen. Da Schäden an Brücken und an den Immobilien höher liegen können, können die Schadenssummen auch höher ausfallen.


Versicherte Schäden
Nur ein kleiner Teil der Schäden ist versichert. Nur wenige Haushalte in Deutschland sind gegen Elementarschäden versichert. Schäden an Autos zahlt die Versicherung. Ca. 3 Mio. Euro der Schäden an privaten Mobilien und Immobilien sind versichert.


Auswirkungen auf die Volkswirtschaft
Ein Unwetterereignis hat keine nennenswerten Auswirkungen auf die Volkswirtschaft. Nur um weniger als 0,05 % wird das Bruttosozialproduktes Bayerns auf das Hochwasser reagieren. Auch beim Hochwasser in Ostdeutschland 2002 war beim BSP von Sachsen kaum etwas zu spüren. Die Ursache liegt darin, dass die Schäden sofort ersetzt werden und zahllose Aufträge die lokale Wirtschaft (Handwerk) beflügeln, so dass Produktionsausfälle teilweise sogar überkompensiert werden.
Die öffentliche Hand bleibt auf ihren Kosten sitzen. Die Kosten des Hochwassers, da sie über die Schuldenaufnahme finanziert wird, werden zukünftige Generationen belasten. Um die Schäden der öffentlichen Haushalte zu finanzieren müsste jeder Bayer ca. 4 Euro zahlen!

Treten allerdings häufig Naturkatastrophen auf, ist mit wesentlich höheren Schäden zu rechnen.

  Karsten Brandt
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