Zehn statt vier Jahreszeiten

aktuell, 30.10.2023

Phänologische Beobachtungen und ihr hoher Stellenwert für die Erforschung von Klimafolgen.

Welche Auswirkungen hat unser sich wandelndes Klima auf die Vegetationsphasen von Pflanzen? Blühen Apfelbäume und stäuben Haselkätzchen früher wie noch vor einigen Jahren oder Jahrzehnten? Und wird der Übergang der klassischen Jahreszeiten immer fließender?

Unter anderem diese Fragen versucht man mit Hilfe der Phänologie zu beantworten. Unter Phänologie versteht man die Beobachtung bestimmter Zeigerpflanzen bzw. deren Entwicklungsstadien im Jahresverlauf. Der phänologische Beobachter dokumentiert und datiert u.a. das jährliche Einsetzen der Blüte, die Fruchtreife sowie die herbstliche Laubverfärbung und den -abwurf. So lässt sich der Einfluss klimatischer Bedingungen auf unsere Pflanzenwelt bemessen und bietet gleichzeitig eine hervorragende Grundlage für die Forschung von Klimafolgen.

Buschwindröschen - mit seiner Blüte wird der Erstfrühling eingeläutet.

 

Der phänologische Kalender, der nicht vier sondern zehn Jahreszeiten kennt (Vorfrühling, Erstfrühling, Vollfrühling, Frühsommer, Hochsommer, Spätsommer, Frühherbst, Vollherbst, Spätherbst, Winterruhe), hält für jede Jahreszeit entsprechende vegetative Leit- bzw. Ersatzphasen bereit.

So beginnt beispielsweise der Erstfrühling in der Phänologie mit der Blüte der Forsythie. Als Ersatzphase, auf diese wird im Regelfall zurückgegriffen, wenn für die Leitphase nicht genügend Beobachtungsdaten vorliegen, kann der Beginn des Erstfrühlings auch mit der Blattentfaltung der Stachelbeere ausgemacht werden.

Huflattich - auch eine phänologische Zeigerpflanze.

Sind größere Pflanzen, etwa Laub- und Nadelgehölze, im Rahmen einer phänologischen Beobachtung zumeist auf einer weitläufigen Fläche im Freiland untergebracht, bietet die sogenannte „Phänologische Uhr“ kleineren Pflanzen Platz. Wie eine klassische Uhr zeigen die verschiedenen Abschnitte der Uhr mittels Vegetationsphase die phänologische Jahreszeit an.

Auf dem Bild ist die phänologische Uhr im donnerwetter.de-Wetterpark kurz nach der Errichtung im Jahr 2012 zu sehen.

Im donnerwetter.de-Wetterpark sowie in unserem Wettergarten in Troisdorf betreiben und bewirtschaften wir bereits seit vielen Jahren neben den phänologischen Gärten auch phänologische Uhren. Diese können im Rahmen einer Führung von Besuchergruppen besichtigt werden.

Errichtung phänologischer Garten im Wetterpark (2011)
Errichtung phänologischer Garten im Wetterpark (2011)
Errichtung phänologischer Garten im Wetterpark (2011)

 

Die durch die phänologischen Beobachtungen erhobenen Daten liefern eine gute Grundlage zur klimatischen Bewertung eines Jahres - aber auch zur Entwicklung über einen längeren Zeitraum.

So erstreckt sich etwa die Winterruhe, die längste phänologische Jahreszeit, in Deutschland im langjährigen Mittel auf 95 Tage. Im sehr warmen Jahr 2022 lag sie jedoch deutlich darunter und betrug lediglich 77 Tage.

Ein Vergleich mit den Daten unseres phänologischen Gartens in der hohen Eifel (Weißer Stein, 700 m ü. NN) zeigt, dass hier in den letzten Jahren die Winterruhe durchschnittlich noch über 100 Tage pro Jahr eingenommen hat. Im Winter 2020/2021 war sie mit 93 Tagen dagegen so kurz wie noch nie seit Aufzeichnungsbeginn.

Die Grafik zeigt die phänologische Uhr für den Standort Hellenthal-Udenbreth für den Beobachtungszeitraum 2012 bis 2023. Mit den phänologischen Jahreszeiten sind die beobachteten Eintrittsphasen sowie die mittlere Jahreszeitdauer vermerkt.

Karsten Brandt, Geschäftsführer von donnerwetter.de: "Zwölf Jahre phänologische Beobachtung in Hellenthal tragen nun Früchte. Zum ersten Mal haben wir für diesen Standort eine mehrjährige Auswertung der Beobachtungsdaten erstellen und visualisieren können. Für den Standort Troisdorf werden wir eine ähnliche Auswertung vornehmen. Da der Garten hier aber erst seit 2017 existiert, benötigen wir noch ein paar Jahre "Datenfutter."

Besonders freut sich Karsten Brandt auch, die Ergebnisse den Besuchern des Wetterparks präsentieren zu können: "Die aktuellen Daten werden vor Ort präsentiert und natürlich immer wieder aktualisiert - ich bin sehr gespannt, wie sich die phänologische Uhr in den kommenden Jahren entwickeln wird."



 

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