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Investitionsobjekt Wald

Natur-Wetter, 18.10.2016

Stark wie eine Eiche oder zittrig wie Espenlaub?

Wälder zählen zu den wichtigsten und artenreichsten Ökosystemen unseres Planeten. Doch jedes Jahr gehen weltweit ca. 19 Millionen Hektar Wald verloren und damit auch große Teile der Biodiversität.

Um diesen Verlust zu bremsen, fehlt es zur Zeit an finanziellen Mitteln. Daher sind neue Finanzquellen unabdingbar und institutionelle und private Investoren scheinen da gerade recht zu kommen - vorausgesetzt die Investitionen tragen auch tatsächlich zum Schutz der Biodiversität bei.

Bei einem Waldinvestment beteiligt sich der Anleger finanziell an dem Investitionsobjekt „Wald“. Die Anbieter kaufen von diesem Geld Grundstücke in Ländern wie Costa Rica, Panama, Ecuador und Paraguay und erhalten je nach Region Setzlinge von Teak, Mahagoni, Eukalyptus und Pinie. Die Gewinne werden anschließend hauptsächlich aus dem Verkauf des Holzes generiert.

Das zunehmende Potential von Holz liegt auf der Hand. Während die Waldfläche schrumpft, wächst die Weltbevölkerung und damit auch der Energiebedarf. Dadurch gelten Waldinvestments auch in Zeiten von unsicheren Kapitalmarktentwicklungen als krisensicher, da die globale Holznachfrage stetig steigt. Dies führt zu hohen Renditeversprechen und einer wachsenden Beliebtheit dieser Form des Investments. Doch ist ein solches Investment nicht nur mit Chancen, sondern auch mit hohen Risiken verbunden.

Das Waldinvestment erreichte im Jahr 2012 in Deutschland ein Volumen von 19,8 Millionen Euro, weltweit wird das Marktvolumen auf etwa 400 Milliarden US-Dollar geschätzt. Deutschlandweit werden bereits über 30 unterschiedliche Produkte angeboten. Je nach Anbieter beträgt die Mindestanlagesumme nur wenige hundert Euro und verspricht bei Laufzeiten von durchschnittlich 25 Jahren bis zu 15% jährliche Rendite. Jedoch bilden Waldinvestments in Deutschland eine eigene Nische auf dem grauen Kapitalmarkt, der weder der Kontrolle der staatlichen Finanzaufsicht noch anderen Regularien unterliegt und somit keinerlei Form von Anlegerschutz bietet.

Daher warnt die Stiftung Warentest: „Holzinvestments sind hochspekulativ.“ Zum einen ist ein Preisanstieg aufgrund stark schwankender Rohstoffpreise nicht garantiert, zum anderen können Stürme, Feuer und Ungeziefer das Investment innerhalb kürzester Zeit komplett vernichten.

Hinzu kommt, dass es nicht nur seriöse Unternehmen auf dem Markt gibt. Einigen Anbietern geht es in erster Linie darum, durch versteckte Kosten, Gebühren und Provisionen Geld in die eigene Tasche zu wirtschaften. Im letzten Jahr wurde der Fall der Green Planet AG öffentlich, die Insolvenz anmelden musste. Schätzungsweise sind nur 20% der angelegten Gelder tatsächlich in Plantagen geflossen.

Heutzutage versuchen viele Menschen ihr Geld nach ethischen und ökologischen Gesichtspunkten anzulegen, Waldinvestments gelten bisweilen als nachhaltige Anlageform.

Aufgrund der großen Vielfalt an Projekten und Geschäftsmodellen, ist es schwer die Nachhaltigkeit der Investitionen und den Beitrag zur Biodiversität vor Ort abzuschätzen.

Einer Studie des Global Nature Fund und OroVerde zufolge besteht noch erheblicher Verbesserungsbedarf hinsichtlich der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit der untersuchten Projekte. In vielen Fällen werden invasive Baumarten verwendet, die heimische Arten in ihrer Existenz bedrohen und auch die lokale Bevölkerung wird nur unzureichend in die Projekte eingebunden.

Da der Wald zeitgleich auch Lebensraum vieler Millionen Menschen, Tier- und Pflanzenarten ist, sollte nicht nur die Rendite durch den Verkauf des Holzes im Vordergrund der Investitionen stehen, sondern auch eine Verantwortung für soziale und ökologische Aspekte übernommen werden.

Entscheidet man sich trotz hoher Risiken und Unsicherheiten für ein Waldinvestment, ist es daher unabdingbar, sich detaillierte Informationen über den jeweiligen Anbieter einzuholen, um sicherzugehen, dass das Geld auch wirklich sicher und nachhaltig angelegt ist.

Und dann wird sich erst in 20 bis 30 Jahren zeigen, ob das Investment tatsächlich die heute versprochene Rendite abwirft.

  Lukas Melzer
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