Gletscherschmelze auf Rekordniveau

Klima, 28.09.2015

Extrem warmes Jahr 2015 trieb Schmelze voran - die dramtischen Folgen, die uns nun drohen könnten.

Der Massenverlust der Gletscher befindet sich seit Beginn des 21. Jahrhunderts weltweit auf Rekordniveau.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des World Glacier Monitoring Service, im Rahmen derer 47.000 Gletscherbeobachtungen und -messungen ausgewertet wurden.

Manche Aufzeichnungen reichen dabei bis ins 16. Jahrhundert zurück. Zumindest für den Zeitraum seit Beginn der Aufzeichnungen sind sich die Forscher sicher, dass es keinen vergleichbaren Eisschwund in der Vergangenheit gab.

Dadurch sind die Gletscher in ein extremes Ungleichgewicht geraten, sodass sich selbst im Falle eines abrupten Stopps der Erderwärmung, der Längenverlust der Gletscher vorerst fortsetzen würde.

Die Ursache für das Schrumpfen der globalen Eisflächen liegt im Klimawandel. Gletscher reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen von Temperatur und Schneefall.

Daher hat die Eisdicke der beobachteten Gletscher in den letzten 15 Jahren im Schnitt jährlich einen halben bis ganzen Meter abgenommen. Dies entspricht dem zwei- bis dreifachen des Durchschnitts im 20. Jahrhundert.

Das Jahr 2015 könnte zudem einen weiteren traurigen Höhepunkt in dieser Entwicklung darstellen: Aktuell prognostizieren Geoforscher, dass dieses Jahr das heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden könnte. Das macht sich auch in den Alpen und an ihren Gletschern bemerkbar. Sowohl aus Österreich als auch aus der Schweiz berichten Forscher von extrem hohen Massenverlusten der Gletscher.

Noch ist unklar, ob die Rekordwerte aus dem Jahrtausendsommer 2003 erreicht werden; das Jahr 2015 wird sich jedoch zweifellos in eine Reihe von Jahren mit extremen Verlusten einreihen.

Aufgrund des ungünstigen Witterungsverlaufs, war bereits zum Höhepunkt des Sommers im August die schützende, winterliche Schneedecke bei einem Großteil der Gletscher vollständig abgeschmolzen, sodass die Gletscheroberfläche ungeschützt der Sonnenstrahlung ausgesetzt war.

Erst mit Ende des hydrologischen Jahres im Oktober wird feststehen, ob es sich in diesem Jahr um ein negatives Rekordjahr handelt. Neben dem Jahr 2003 galt bisher das Jahr 1947 als das „Katastrophenjahr für die Gletscher“ und aus damaliger Sicht als Jahrhundertereignis.

Allerdings muss man sich beim Vergleich mit der Gegenwart bewusst sein, dass die Gletscher damals wesentlich größer waren und dementsprechend auch der Massenverlust größer ausfiel als heute. Allerdings gibt es Hoffnung, dass das Verlustniveau dieser beiden Jahre bis Oktober nicht mehr erreicht wird. Erste Schneefälle seit Anfang September haben der Leidenszeit der Eisriesen vorerst ein Ende gesetzt.

Dennoch sind die Folgen schrumpfender Gletscher bereits heute in fast allen Gebirgsregionen der Erde präsent. Viele Orte, die bislang als sicher galten, sehen sich seit Jahren einer neuen Gefahr ausgesetzt.

Durch den enormen Massenverlust der Gletscher verlieren diese auch ihre Stützfunktion für ganze Berghänge, die dadurch instabil werden und abzurutschen drohen. Eine weitere Gefahr stellen sogenannte Gletscherstauseen dar, die sich durch ein starkes Abschmelzen des Gletschers in den Sommermonaten bilden und im Falle eines Ausbruchs ganze Täler bedrohen und überfluten können.

Zusätzlich zu den genannten Gefahrenaspekten, entsteht aus dem Gletscherschwund langfristig auch ein weitreichendes Problem für die Wirtschaft. Gletscher sind die größten Süßwasserspeicher der Erde und spielen somit eine wichtige Rolle in der Wasserwirtschaft.

Der alljährliche Schmelzwasser-Abfluss der Gletscher treibt Wasserkraftwerke an, wird zur Bewässerung in der Landwirtschaft genutzt und trägt auch in trockenen Sommern dazu bei, die Binnenschifffahrt aufrecht zu erhalten. Noch befinden sich die Abflussmengen auf einem sehr hohen Niveau, doch ein weiteres Abschmelzen der Gletscher hätte zur Folge, dass damit zeitgleich auch die Wasserspeicher schrumpfen und sommerliche Trockenperioden künftig noch dramatischer ausfallen würden.

Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass die Alpen bis ins Jahr 2100 über drei Viertel ihrer Gletscherfläche verlieren werden. Neben dem Verlust eines prägenden Charakteristikums vieler Gebirgsregionen weltweit, würde damit auch eine zunehmende Bedrohung für Wirtschaft und Gesellschaft einhergehen.
 

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