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Luftverschmutzung fordert mehr Todesopfer

Klima, 15.10.2015

3,3 Millionen Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen einer zu hohen Schadstoffbelastung der Luft.

Im September veröffentliche ein Forscherteam des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz eine neue Studie zu den weltweiten Opferzahlen durch Luftverschmutzung. Demnach sterben jährlich rund 3,3 Millionen Menschen an den Folgen einer zu hohen Schadstoffbelastung der Luft.

Zudem prognostizieren die Forscher, dass diese Zahl bis 2050 auf 6,6 Millionen ansteigen könnte, wenn die Emissionen ähnlich ansteigen wie bisher.

Besonders von Luftverschmutzung betroffen ist die Bevölkerung Asiens. Etwa drei Viertel aller 3,3 Millionen Todesfälle ereignen sich dort. Vor allem die beiden bevölkerungsreichsten Staaten der Erde, China und Indien, stechen mit 1,4 Millionen bzw. 650.000 Todesfällen pro Jahr deutlich hervor.

Aber auch in Europa sterben jährlich 180.000 Menschen durch die Belastung der Luft mit Feinstaubpartikeln und Ozon, davon 35.000 in Deutschland.

Im Vergleich dazu gab es im Straßenverkehr im Jahr 2014 „nur“ 3.377 Tote in Deutschland. Diese vergleichsweise hohe Sterberate ist vor allem auf die zentrale Lage Deutschlands in Europa zurückzuführen, durch die auch die Emissionen anderer Länder in die Bundesrepublik gelangen.

In Deutschland sterben jährlich 35.000 Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung - Bild: Achim Otto

Aber auch die hohe Besiedlungsdichte, die weit verbreitete Industrie und das hohe Verkehrsaufkommen in Deutschland tragen ihren Teil dazu bei.

Neben den Sterberaten nach Ländern trifft die Studie auch Aussagen zum Anteil unterschiedlicher Krankheiten an den Todesfällen. Demnach sind fast drei Viertel der Todesfälle auf Schlaganfälle und Herzinfarkte zurückzuführen. Das restliche Viertel verteilt sich auf Lungenkrebs und Atemwegserkrankungen, die vor allem durch die schädliche Wirkung des Ozons ausgelöst werden.

Feinstaubpartikel dringen hingegen tief in die Lunge, und möglicherweise auch in die Blutgefäße, ein. Es gibt Hinweise, dass sie dort zur Bildung von Plaque beitragen und dadurch das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen. Wie giftig einzelne Feinstaubsorten, zum Beispiel Ruß oder Sulfate, für den menschlichen Organismus sind, ist bislang noch ungeklärt.

Zudem wirft die Studie auch einen Blick auf den Einfluss verschiedener Emissionsquellen. Das Ergebnis ist erstaunlich. In der Regel wird davon ausgegangen, dass die Industrie und der Verkehr die schlimmsten Luftverschmutzer sind. Doch die Studie widerlegt diese Annahme, denn auf globaler Ebene scheinen häusliche Kleinfeuer und die Landwirtschaft hauptverantwortlich für schlechte Luft zu sein.

Dieselgeneratoren, Öfen und offene Holzfeuer werden vor allem in Asien von großen Teilen der Bevölkerung zum Kochen und Heizen benutzt und sind durch ihre hohen Schadstoffausstöße für etwa ein Drittel der Todesfälle verantwortlich.

In der westlichen Welt führt vor allem die Landwirtschaft zu einer hohen Feinstaubbelastung der Luft. Durch die Verwendung in der Düngung und Massentierhaltung gelangt Ammoniak in die Luft, das in der Atmosphäre zu Ammoniumsulfat und Nitrat umgewandelt wird. Diese beiden Stoffe tragen maßgeblich dazu bei, dass sich Feinstaubpartikel in der Luft bilden können. Damit ist die Landwirtschaft nach Schätzungen der Forscher für etwa ein Fünftel der Todesfälle weltweit verantwortlich. In einigen Ländern, unter anderem auch in Deutschland, liegt dieser Wert sogar bei über 40 Prozent.

All diese Zahlen sind das Ergebnis eines globalen Modells für Atmosphärenchemie, mit dem die Forscher die Schadstoffkonzentration für alle Orte der Erde ermittelten, auch wenn dort keine Messungen verfügbar waren. In Kombination mit Daten aus epidemiologischen Studien in den USA und Europa, die Auskunft über den Einfluss bestimmter Schadstoffkonzentrationen auf die Sterberaten geben, konnte für jedes Land der Erde eine eigene Sterberate modelliert werden.

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