Schlaue Stromzähler für alle?

Neue Energien, 21.10.2015

Für wen intelligente Strommessysteme zur Pflicht werden könnten und was sie dem Verbraucher nutzen.

Laut Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums sollen in naher Zukunft herkömmliche Stromzähler durch „intelligente Messsysteme“ - sogenannte Smart Meter – ersetzt werden. Dadurch sollen Stromverbräuche künftig besser nach den Erfordernissen des Netzes verlagert werden und die Energiewende weiter vorangetrieben werden. Doch vor allem Datenschützer kritisieren die Pläne des Ministeriums massiv.

Bis Mitte Oktober hatten die Verbände Zeit zu einem ersten Gesetzesentwurf Stellung zu beziehen. Wir klären schon jetzt die wichtigsten Fragen aus Sicht der Verbraucher.

Zunächst einmal sollen die neuen Zähler nicht für jeden Haushalt verpflichtend sein. Der Stromverbrauch eines durchschnittlichen Haushalts in Deutschland liegt aktuell bei 3.150 Kilowattstunden im Jahr. Der neue Zähler würde nur bei einem Verbrauch von über 6.000 Kilowattstunden zur Pflicht werden. Allerdings entscheidet bei einem geringeren Verbrauch nicht der Verbraucher selbst, sondern der Netzbetreiber darüber, ob das neue System trotzdem installiert wird.

Die intelligenten Stromzähler sollen es ermöglichen, den Stromverbrauch künftig den Erfordernissen des Netzes anzupassen

Auch zu den maximal zulässigen Extrakosten für den Verbraucher hat das Ministerium bereits Stellung genommen. Die zulässigen Extrakosten pro Jahr richten sich ebenfalls nach dem jeweiligen Stromverbrauch eines Haushalts. Bei über 6.000 Kilowattstunden Verbrauch im Jahr hält das Bundeswirtschaftsministerium Extrakosten von maximal 100 Euro pro Jahr für wirtschaftlich vertretbar. Die zulässigen Kosten sinken dann schrittweise bis auf maximal 23 Euro bei einem Verbrauch von weniger als 2.000 Kilowattstunden im Jahr. Diese Werte wurden auf Basis des Preises für einen herkömmlichen Zähler (20 Euro) und der prognostizieren Einsparmöglichkeiten berechnet.

Doch was ist der Zweck dieser Umrüstung?

Die intelligenten Stromzähler sollen es ermöglichen, den Stromverbrauch künftig den Erfordernissen des Netzes anzupassen. Dadurch soll das Netz gerade während Verbrauchsspitzen entlastet werden.

Die Waschmaschine würde also hauptsächlich dann laufen, wenn das Netz nicht ohnehin schon ausgelastet ist. Am sinnvollsten erscheint diese Verbrauchsverlagerung bei Geräten mit hohem Stromverbrauch. Daher stehen vor allem Geräte zur Wärmeerzeugung im Fokus.

Doch was hat der Verbraucher davon?

Momentan zumindest finanziell noch nichts, da Strompreise noch nicht zeitlich variabel sind. Allerdings kann dieses Problem wiederum nur durch die Einführung intelligenter Stromzähler behoben werden. In Zeiten, in denen der Strom knapp ist, würden die Strompreise folgerichtig höher sein als in Zeiten, mit einem ausreichenden Stromangebot.

Bild: Achim Otto

Und wo liegen weitere Probleme?

Wie so oft im Datenschutz. Die Daten, die durch den neuen Stromzähler erfasst werden, können den täglichen Ablauf in einem Haushalt relativ exakt beschreiben. Dies führt zu einer massiver Kritik an den Plänen des Ministeriums seitens der Verbraucherschützer.

Diese sehen vor allem den auferlegten Zwang zur Installation der neuen Systeme kritisch. Schließlich kann der Verbraucher eine Installation nur dann verhindern, wenn er mit seinem Verbrauch unter 6.000 Kilowattstunden im Jahr bleibt. Und auch dann liegt die endgültige Entscheidung darüber beim Netzbetreiber.

Positiv zu sehen ist allerdings, dass ohnehin ein Großteil der Haushalte in Deutschland unter diesem Schwellenwert des Verbrauchs liegt. Für alle anderen Haushalte stellt der Gesetzesentwurf auch einen Anreiz dar, den eigenen Stromverbrauch zu reduzieren. Das Potential dazu dürfte bei einem solch hohen Verbrauch definitiv gegeben sein.

Kommt man trotzdem nicht um die Installation eines intelligenten Stromzählers herum, bleibt einem zumindest das gute Gewissen, selbst einen kleinen Beitrag zur Energiewende geleistet zu haben.

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