Angst vor der Atombombe

aktuell, 07.03.2022

Welche Folgen hätte die Detonation einer Atombombe auf meine Region? Große Nachfrage nach zehn Jahre altem Fallout-Berechnungsmodell.

Die Angst vor einem Atomunfall oder dem Einsatz von Atomwaffen hat im Zuge des von Russland angeführten Kriegs gegen die Ukraine spätestens nach dem Beschuss des Atomkraftwerks Saporischschja auch im Westen deutlich zugenommen. Meldungen über eine sprunghaft angestiegene Nachtfrage nach Jodtabletten sind dieser Tage zu lesen; und auch die Prepper-Szene bereitet sich auf den atomaren Ernstfall vor.

Die Verbreitung von Panik und Horrorszenarien war damals wie in der Gegenwart wenig zielführend; dennoch scheint der worst case "Atomkrieg" zur Zeit aktueller zu sein als jemals zuvor.

Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass ein etwa zehn Jahres altes Online-Berechnungsmodell, mit dem auch wir in Vergangenheit häufiger arbeiteten, aktuell einen wahrscheinlich nie dagewesenen Anklang findet, zeitweise war die Seite in der letzten Woche nicht mehr erreichbar. Die Rede ist von NUKEMAP, einem Fallout-Modell des Atomwaffenhistorikers Alex Wellerstein, welches den Auswirkungsradius einer oberflächennahen Atombombendetonation skaliert.

Für die Berechnung können entweder vorgegebene Atomwaffen (z. B. die Bomben von Nagasaki und Hiroshima) angewählt werden oder die Skalierung erfolgt mit der Angabe der freiwerdenden Energie der Waffe (kT, Kilotonne). 

Ein exemplarisches Atombombenszenario sehen Sie auf der Karte (Detonationsort Berlin, Nagasakibombe "Fat Man", 20 kT) dargestellt. Farblich hinterlegt ist unter anderem neben dem Radius der Feuerballs (gelb, Mitte), in diesem Fall 200 m, auch der Radius des Gebiets mit schweren Explosionsschäden (rot, 760 m) und der Radius, in dem Brandverletzungen dritten Grades entstehen würden (gelb außen, 2,2 km). Selbst in 5,5 km Entfernung kommt es bei diesem Szenario noch zu Schäden durch den Druck der Detonation.

Die Auswirkungen wären selbst bei einer vergleichsweise kleinen Atombombe wie der Nagasakibombe verheerend. Die Detonation einer 20 kT-Bombe im Berliner Regierungsviertel würde auf einer Fläche von 6,2 km² für die Bevölkerung den sicheren Tod bedeuten. Zum einen wegen der extrem hohen Dosis an Sofortstrahlung in diesem Bereich (mindestens 5 Sv); hinzu kommen hier noch schwere Verletzungen durch die Druck- und Hitzewelle. Selbst in knapp 70 km Entfernung besteht mit einer Dosis von einem Sv noch eine Sterblichkeitsrate von 12 Prozent.

Doch nicht nur durch die unmittelbare Detonation wären viele Todesopfer zu beklagen. Auch auf mittel- und langfristige Sicht führt ist ein erhöhtes Auftreten von Krebserkrankungen und genetischen Schäden in den kontaminierten Regionen unmittelbar zu einer erhöhten Sterblichkeit in der Bevölkerung.

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