'Berliner Phänomen'

aktuell, 05.01.2024

Starke und plötzliche Erwärmung in der Stratosphäre bringt uns den Winter zurück.

Nach vielen Wochen eingefahrenen Westwindwetters stellt sich die Wetterlage nun um - statt milden Temperaturen und viel Regen geben spätestens ab der neuen Woche Frostwerte den Wetterton an.

Angetrieben wird grundlegende Wetterlagenumstellung durch das sogenannte "Berliner Phänomen" - einer plötzlichen und sehr schnelle Erwärmung unserer Stratosphäre in etwa 10 bis 50 km Höhe. Veränderungen in der Stratosphäre wirken sich in Folge auch auf die eigentliche "Wetterschicht", die unter der Statosphäre liegenden Troposphäre, aus.

Verursacht wird die Erwärmung durch Luftdruckwellen, die sich bei bestimmten Wetterlagen von der Troposphäre vertikal in die über ihr liegende Stratosphäre ausbreiten. Hier angekommen, lösen sich die Wellen auf und setzten durch ihre Wellenenergie in einer Höhe von etwa 30 km dann erhebliche Wärme frei. Bei einer starken Wärmeerzeugung sinkt die Erwärmung bis in eine Höhe von 15 km ab.

Entdeckt wurde das Wetterphänomen von dem berühmten Berliner Meteorologen und Stratosphärenwissenschaftler Richard Scherhag im Jahr 1952. Scherhag stellte fest, dass sich auf der winterlichen Nordhalbkugel aufgrund der fehlenden Sonneneinstrahlung in der Höhe eine kalte Luftmasse ausbildet - der sogenannte Polarwirbel.

Teilweise fallen die Temperaturen hier auf Werte unter -50 bis -60 Grad C ab. Alle zwei Jahre wird dieser Wirbel gestört und es kommt zu plötzlichen Erwärmungen des Polargebietes - so wie es auch aktuell der Fall ist.

Bei dem sogenannten Major Warming steigt die Temperatur innerhalb weniger Tage auf bis zu -10 oder -20 Grad C an. Damit ist es im Polargebiet wärmer als in südlichen Breiten. Diese rätselhafte Erwärmung der Stratosphäre und der Nordpolargebiete wird als das "Berliner Phänomen" bezeichnet.

Verbunden ist die Erwärmung mit der nordatlantischen Oszillation (Westwinde des Islandtiefs und Azorenhochs), die dann plötzlich von einer West- auf eine Ostströmung umschwenkt.

In Europa können in vielen, allerdings nicht in allen Fällen, plötzliche Ostwinde milde Winterwitterungen beenden. Es herrscht dann strenger Winter.

  Karsten Brandt
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