Hitzefalle Krankenhaus, Alten- und Pflegeheim

aktuell, 17.08.2012

Im Hochsommer ist die Hitze gerade dort am größten, wo sie Schwächsten trifft: In Krankenhäusern und Altenheimen hat Donnerwetter.de im Jahr 2006 Rekordtemperaturen gemessen.

Kennen Sie das Hitzegefühl, wenn Sie im Hochsommer bei schönem Wetter in einer Dachwohnung übernachten sollen? Die Nachtruhe fällt meist nicht gut aus. Man schwitzt und man dreht und dreht sich. Stellen Sie sich vor, Sie sind krank, vielleicht sogar schwer krank und liegen nun gefesselt im Bett – bei dieser Hitze!

Aufgrund eigener negativer Erfahrungen begann das Team von Donnerwetter.de an heißen Sommertagen anonym in Altenheimen und Krankhäusern die Temperatur zu messen.
Dabei wurde in einem Rucksack ein spezielles Temperaturmessgerät eingelegt, welche kontinuierlich alle 3 Sekunden die Temperatur der Luft misst. Der Fühler ist so klein, dass er kaum auffällt. Zusätzlich wurde häufig eine Hauttemperatur am Arm gemessen. So ausgestattet wurden zahlreiche Krankenhäuser und Pflegeheime aufgesucht und die Temperatur in den Räumlichkeiten (meist im Flur gemessen).

Schnell war nach wenigen Stichproben im Jahr 2006 klar, dass in einem „normalen“ Sommer an etwa 14 Tagen die Bewohner, bzw. die Menschen, die im Krankenhaus liegen müssen, in den obersten Stockwerken Temperaturen von über 30 ° C aushalten müssen. Besonders betroffen von der Hitze im Krankenhaus sind die obersten beiden Stockwerke. Im untersten Stockwerk liegen die Temperaturen nur nach einer langen Hitzeperiode deutlich über 26 ° C.

Bei der langen Hitzewelle im Jahr 2003 ging ein Aufschrei durch Europa – Tausende Tote waren durch die lange Hitzewelle in Frankreich zu beklagen. Auch in Deutschland stieg die Sterblichkeit deutlich an. In Frankfurt verdoppelten sich die Todeszahlen aufgrund der Hitze von normal 15 pro Tag auf 30. An einem extrem heißen Tag starben sogar 50 Menschen in Frankfurt. Es traf die Gruppe der Gesellschaft, die kaum eine Lobby hat: Alte, Kranke und pflegebedürftige Menschen.
Seit dem Jahr 2003 hat sich in den Heimen nichts getan. Es gab zwar nicht mehr so eine schlimme Hitzewelle, aber mit dem Klimawandel ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder Hitzewellen bekommen werden.

Bei unseren insgesamt genau 60 Messungen an Sommertagen bei Außentemperaturen von über 25 ° C wurden in allen Häusern ohne Klimaanlage Temperaturen von über 24 ° C im obersten Stockwerk gemessen. Bei 59 Häusern lag die Temperatur über 26 ° C. Bei 55 Häusern wurden sogar Werte über 28 ° C festgestellt. Spitzenreiter war ein Haus mit Temperaturen von 35,3 ° C.

Die Temperatur von 25 ° C gilt gerade noch als erträglich, wenn man im Bett liegt. 98 % der Häuser in unserer Stichprobe hatten höhere Temperaturen.

Es sind in einem Durchschnittssommer 14 heiße Tage in einem Krankenhaus zu befürchten. In einem Hitzesommer schnellt die Zahl auf 30 Tage hinauf. In einem kühlen Sommer sind es immerhin noch 8 zu heiße Tage. Unsere Messungen stellen immer noch Stichproben dar. Wir sind als Wetterdienst mit einer flächendeckenden Messung überfordert. Wir wollen trotzdem auf dieses Problem aufmerksam machen.

Nach unserer Meinung ist es Zeit zu handeln. Es ist unerträglich, Menschen, die pflegebedürftig sind, einfach in diesen Räumen bei Hitze vegetieren zu lassen. In den obersten Stockwerken muss es kühler werden.


Mehr Informationen dazu auch unter:
http://www.unwetter.de/innenraum/
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