Holt uns irgendwie nicht ab...

aktuell, 20.01.2020

Mit dem Anruf-Linien-Taxi unterwegs im Nirgendwo.

Vorweg: Dieser Bericht soll kein Bashing gegen den ÖPNV werden. Mittlerweile ist es ja ein Volkssport geworden, über Bahn und Bus zu schimpfen.

Vielmehr soll dieser Beitrag konstruktiv sein, denn er zeigt gravierende Schwächen des ÖPNV im ländlichen Raum auf. Diese bestehen nicht nur im hier aufgezeigten Gebiet sondern nahezu überall im ländlichen Raum in der Bundesrepublik.

"Ohne Auto geht es hier nicht." So lautet die einhellige Meinung vieler, die in der hohen Eifel ihr Zuhause hab. Ich kann und muss das bestätigen. Wer Klimaziele nicht nur verfolgen sondern auch umsetzen will, muss in Sachen ÖPNV aber auch über den "Tellerrand Großmetropole" blicken.

Während der ÖPNV in den Städten und im angrenzenden Umland einigermaßen funktioniert, besteht auf dem Land aus Kostengründen häufig nur ein Notgerüst.

Im ländlichen Raum mit dem
ÖPNV zum Ziel?
Häufig ein schweres Unterfangen.

Natürlich spielen hier Angebot und Nachfrage eine große Rolle. Leere Busse für 50.000 Euro im Jahr durch die Gegend fahren zu lassen ist ökologischer wie ökonomischer Unsinn. Daher verkehren in vielen ländlichen Regionen Anruftaxis, die den Verkehr in nicht an den regulären Personennahverkehr angeschlossene Ortsteile nach Abruf übernehmen.

Aufgrund von Dreharbeiten an der belgischen Grenze haben mein Sohn Noah und einige Schulfreunde im November, Dezember und Januar 2019/2020 zahlreiche Fahrten in der Nordeifel unternommen.

Da er 17 ist und somit nur mit Begleitung fahren darf, mussten die Strecken mit der RVK (Regionalverkehr Köln GmbH) und dem Anrufsammeltaxi (AST) in den Kreisen Hellenthal, Kall, Dahlem und in der Schneifel unternommen werden.

Dabei wurde Statistik geführt, die exemplarisch aufzeigt, welche Probleme bestanden:

Verspätungen im Bereich Hellenthal (AST-Verkehr)

Bis zu zwei Minuten Verspätung oder pünktlich: 7 von 15 Fahrten

leichte Verspätung bis zu 15 Minuten: 5 von 15 Fahrten

Verspätung über 15 Minuten oder Komplettausfall: 3 von 15 Fahrten

Abseits der regulären, gut frequentierten Buslinien, wie in unserem Beispiel Kall-Hellenthal und abseits der wenigen Busse des Schulverkehrs, die recht pünktlich und zuverlässig fahren, ist die AST-Verbindung nur eine Notlösung; in 20% der Fälle kam keine Verbindung zustande, obwohl regulär gebucht wurde.

Warten und nochmals warten
- viele der bestellten AST kamen mit Verspätung,
einige gar nicht.

So wurde etwa am 18.01.2020 morgens (Schneefall, bei 0 Grad C) eine Verbindung gebucht. Nach einer Wartezeit von 40 Minuten war noch immer kein Taxi am vereinbarten Abholort in Hellenthal-Udenbreth eingetroffen. Es folgte die Rückkehr nach Hause und die Beförderung mit dem privaten PKW zum Bahnhof nach Schmidheim.

Private Taxiunternehmen übernehmen die Verkehre und sind häufig unzuverlässig. Was es für einige Personengruppen bedeuten kann, sich bei Minusgraden und Schnee lange wartend in der Kälte aufzuhalten, sollte jedem bewusst sein. Manchmal hilft abseits der Städte dann nur das Trampen; eine eher unangenehme wie nicht ungefährliche Alternative.

Ein starker ÖPNV ist im Auto-Lobby-Land Deutschland, politisch gewollt, klein gehalten worden. Wenn man klimaneutral sein möchte, wie es die Kanzlerin bis 2050 anstrebt, muss sich hier aber noch vieles ändern.  Die Kommunen allein sind mit dieser Mammutaufgabe überfordert.

  Karsten Brandt
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