Klimawandel spielt nur Nebenrolle

aktuell, 12.02.2020

Das ist der Grund für den nahezu schneelosen Winter 2019/2020.

Bis auf wenige Ausnahmen fiel der Winter 2019/2020 sprichwörtlich ins Wasser - vor allem in einigen Regionen des deutschen Flachlands verirrte sich in diesem Winter bis dato nicht eine einzelne Schneeflocke.

Den extrem milden Winter dem Klimawandel zuzuschreiben ist einfach, auch wenn er sicherlich seinen Teil dazu beiträgt. Vielmehr sind die hohen Temperaturen in den letzten Monaten aber der stark positiven NAO-Index zuzuschreiben, wie aktuelle Auswertungen von uns zeigen.

Doch zunächst:

Was ist der NAO-Index?

Unter der Nordatlantischen Oszillation (NAO) versteht man die Schwankungen des Luftdruckgegensatzes zwischen dem Azorenhoch im Süden und dem Islandtief im Norden des Nordatlantiks. Im nordatlantischen Raum ist die NAO das dominierende Muster der winterlichen Klimavariabilität.

Die NAO beeinflusst entscheidend Wetter- und Klimaschwankungen über dem östlichen Nordamerika, dem Nordatlantik und Europa. Ihre Auswirkungen reichen von der Ostküste der USA bis nach Sibirien und von der Arktis bis in den nördlichen subtropischen Atlantik. Besonders stark ist ihr Einfluss auf das europäische Winterklima.

Bei einem positiven NAO-Index wie aktuell sind sowohl Azorenhoch als auch Islandtief gut ausgebildet. Dies führt in den meisten Fällen zu einer starken Westwinddrift, die milde und feuchte Luft nach Europa führt. In Extremfällen bringt diese sogar, siehe die letzten Tage, zahlreiche Stürme mit sich.

Bei einem negativen NAO-Index sind Islandtief und Azorenhoch nur schwach ausgeprägt, womit auch die Westwinddrift „einschläft“. So führen häufige Kaltlufteinbrüche aus Nordosten in Mitteleuropa immer wieder zu entsprechend kalten Wintern. Die abgeschwächte Westwinddrift verlagert sich südwärts und führt im Mittelmeerraum zu feuchterem Wetter.

 

Die Auswertung der mittleren NAO-Jahresdaten im Zeitraum von 1950 bis 2020 haben wir in dem unten stehenden Diagramm zusammengefasst.

Gut sichtbar ist hier unter anderem der negative Index zwischen Mitte der 1950er- und Mitte der 1960er-Jahre, der kalte Winter brachte. Ende der 60er-Jahre stieg er dann in den positiven Bereich an und erreichte Mitte der 1980er-Jahre seinen Peak, bevor er dann wieder abfiel.

Extrem auffällig ist bei der Betrachtung des Verlaufs jedoch die stark ansteigende Kurve ab dem Jahr 2010. So stark wie aktuell war der NAO-Index seit mindestens 70 Jahren nicht ausgeprägt.

Jahresmittel NAO-Index (1950 bis 2020)

 

Die aus den letzten Wochen bereits bestens bekannten Folgen: Frühlingshafte Temperaturen, Stürme und Hochwasser.

Der weitere Verlauf der Kurve lässt sich für die zukünftigen Jahre übrigens nicht prognostizieren. Sowohl ein Abfall des Index und somit wieder deutlich "winterlichere Winter" sind möglich, ein weiterer Anstieg kann aber ebenso nicht ausgeschlossen werden.

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