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Zwei Wochen nach der Flut

aktuell, 29.07.2021

Wie nachhaltig bleibt die Flutkatastrophe in unserem Gedächtnis?

Die furchtbaren, gewaltigen Bilder aus den Überflutungsregionen verfolgen uns nun schon seit zwei Wochen; gefühlt sind es aber deutlich mehr Tage, die seit Tief "Bernd" und den sintflutartigen Regenfällen vergangen sind.

Die Aufräumarbeiten kommen nicht zuletzt Dank unzähliger Freiwilliger voran. Von einer Entspannung der Lage kann derweil aber noch lange keine Rede sein. Denn nach der Flut tun sich nahezu täglich neue Probleme auf.

Neben dem Leid der Betroffenen, sei es das gesamte Hab und Gut oder gar geliebte Menschen verloren zu haben, rücken nun auch immer mehr gesundheitliche Risiken in den Fokus. Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken gibt es nicht vielerorts nicht mehr, in einigen Gebieten herrscht aktute Seuchengefahr, die Böden sind mit Betriebsstoffen belastet. Mancherorts grassieren Seuchen schon seit Tagen - in Form von Plünderen und retardierten Reichsbürgern in falschen Uniformen, die vor Ort Helfer, Einsatzkräfte und Flutopfer attackieren  Weiterhin ist das Risiko weiterer Hangrutsche ist hoch: In Altenahr (Rheinland-Pflaz, Kreis Ahrweiler) droht laut Bundespolizei aktuell ein 500 Tonnen schwerer Felsbrocken abzurutschen.

Die Ahr bei Bad Neuenahr im schwer von der Flut betroffenen Kreis Ahrweiler

Wann bzw. ob die Menschen, etwa an der einst so malerischen und von Tourismus geprägten Weinregion Ahr, jemals wieder so etwas wie Normalität in ihrer Heimat erleben dürfen, steht noch völlig in den Sternen.

Doch wie nachhaltig wird sich die Flutkatastrophe, nachdem auch der letzte Müllberg, Schutthaufen und Eimer Schlamm abtranspotiert wurde, in das Gedächtnis Unbetroffener festsetzen? Geraten die weltkriegsähnlichen Bilder von Ahr, Erft und Swist vielleicht schon mit der nächsten Schreckensmeldung wieder schnell in unser aller Vergessenheit? Braucht es vielleicht, auch wenn diese Formulierung perfide erscheinen mag, nur ein noch schlimmeres Ereignis in der Zukunft, um die Jahrhundertflut und all ihre Opfer und Leidensgeschichten wieder zu verdrängen?

Auf Lebzeiten wird sich die Katastrophe sicherlich vor allem bei denjenigen verankern, die direkt von der Flut betroffen sind. Aber auch wer im unmittelbaren Umfeld (wie auch unser gesamtes Team) zu den Flutregionen lebt und/oder arbeitet, sie von klein auf kennt und lieb gewonnen, vielleicht auch Familie, Freunde und Bekannte dort wohnen hat, wird die erbarmungslosen Folgen des 14.07.2021 nicht so schnell wieder vergessen.

Wir sind uns sicher: Ähnlich wie die Sturmflut in Hamburg, die vor fast sechs Jahrzehnten große Zerstörung und 315 Todesopfer hinterließ, wird auch die Flutkatastrophe 2021 nicht nur als eine der schlimmsten inländischen Naturkatastrophen in die deutsche Historie eingehen, sondern auch noch lange in der Gesellschaft und Politik diskutiert und aufgearbeitet werden. Alle Wunden wird die Zeit wohl niemals heilen können.

"Den Toten zur Ehre, den Lebenden zur Mahnung" - Gedenktafel an die Sturmflut 1962 in Hamburg

 

 

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    Mahatma Gandhi