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Als man die Zeichen des Himmels noch lesen konnte

Spezial, 22.04.2011

Der Himmel hat für uns keine Bedeutung mehr. Wir durchschauen das tiefe, schöne Blau des Tageshimmels, als physikalisch irgendwie erklärbar und freuen uns über sonnige Tage in unserer Freizeit. Auch die schönsten Wolkenformationen, die für uns am Himmel durch, wie würden wir heute sagen, Verteilungen von Wasserdampf und Strömungsmustern gezeichnet werden, haben für die allermeisten Menschen ihre Bedeutung verloren. Nicht der Rede wert, zumeist fällt uns am Himmel nur dann etwas auf, wenn es extreme Kräfte freisetzt, wie Tornados, oder große Stürme.

Ich möchte in diesem kleinen Text auf einen Aspekt des nicht meteorologischen Himmels aufmerksam machen, den wir mit unseren gebildeten, für Phantasie verdorbenen Augen, nicht mehr sehen. Der mythologische oder religiöse Himmel besteht aus sichtbaren und nichtsichtbaren Teilen.
Wir sehen „wunderbare Zeichen“ am Himmel, aber es ist auch das zu Hause von Engeln und Göttern, den unsichtbaren Teilen des Himmels.

Die antike Vorstellung im Orient zur Zeit der Entstehung des Alten Testamentes bestand darin, dass die Engel im Himmel mit Hilfe verschiedener Kammern die meteorologischen Elemente, wie Regen, Schnee und Hagel bedienen können. Der Himmel greift also in die irdische Ordnung ein, wenn er Dinge auf den Boden fallen lässt. Sonst aber war der Himmel, an denen die Wolken, aber auch die Engel schweben, nicht greifbar, sozusagen immateriell. Dies ist heute nur verständlich, da man vor 2000-3000 Jahren nicht erkannte, dass der Himmel ein Raum ist, also nur geistig existiert.

Die Beobachtung des Himmels hatte bis ins späte Mittelalter eine andere Bedeutung, denn das was im Himmel zu sehen ist, sollte auch auf der Erde geschehen. Insbesondere die Reinheit faszinierte die Menschen. So sollte unser Leben auf Erden auch sein, wie im Himmel – rein. Die Zeichen des Himmels wurden gelesen, denn diese zeigten Gottes Willen, ja Gottes Gemütszustand direkt an. Nur dadurch ist zu erklären, welche Bedeutung z.B. ein Halo - ein Ring um die Sonne, oder ein doppelter Halo als sehr schlechtes Vorzeichen für die Menschen hatte. Die Veränderungen der Sternenbilder wurden ebenfalls genauestens beobachtet und interpretiert.

Entscheidend sind im Judentum, aber auch im Christentum, die Eingriffsmöglichkeiten des Himmels. Der Himmel ist nicht einfach nur da, sondern „offenbart“ sich immer wieder in Zeichen, oder in Stimmen. Ein bekanntes Beispiel ist der himmlische Auszugsbefehl aus Ägypten im Alten Testament oder Gottes Zorn an diversen Stellen. Himmel und Erde, Gott und Menschen spielen in diesem Jahrtausende altem Verständnis ein Drama auf der Bühne.

Die Gelehrten und Philosophen der damaligen Zeit waren intensive Beobachter und Interpreten des Himmelsspiels. Nicht umsonst finden sich Heiligenschein Halo im Himmel, Lichtsäulen – seltene Lichterscheinung an hohen Wolken, Engel schwebend wie Schäfchenwolken oder Cirren in den frühesten bildlichen Darstellungen von Jesus und Szenen aus dem neuen Testament.

Wer in die Vorstellungswelt des Juden- und Christentums, aber auch des Islams zur Zeit der Gründung der Religionen eintauchen möchte, der muss den Himmel mal ganz anders wieder betrachten, nämlich als Bühne und Schauspiel eines Stückes, welche Mensch und Gott aufführen.

Viel Spaß dabei

  Karsten Brandt
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