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Wie die Nordatlantische Oszillation unsere Temperaturen und Niederschläge bestimmt

Spezial, 27.02.2012

Teil 2 unserer Artikel-Serie über das Klima der nächsten Jahre.

'Warum die nächsten Jahre noch kalt bleiben' - in einer 5-teiligen Artikelserie beleuchten wir die Hintergründe des Klimas in Mitteleuropa. Wir schauen, wo und wie das Klima Mitteleuropas entsteht und welche 'Akteure' dafür verantwortlich sind. Und natürlich, wie sich unser Klima in Deutschland wahrscheinlich entwickelt.
Überblick der Artikel-Serie



Wasserströmungen und Windströmungen beeinflussen das Klima stark und schwanken von Zeit zu Zeit. Besonders große Differenzen gibt es dabei bei der westlichen Windströmung, die das Wetter und Klima bei uns maßgeblich bestimmt.

Eine starke Westwindströmung entsteht für uns in Mitteleuropa vor allem dann, wenn sich ein Hochdruckgebiet auf dem Atlantik in Höhe der Azoren bildet und ein Tief über oder bei Island. Denn um ein Hochdruckgebiet wird die Luft bei uns auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn gewirbelt, um ein Tief im Gegenuhrzeigersinn. Zwischen dem Hoch und dem Tief wird die Luft wie zwischen den Quirlen eines Mixers in Richtung Osten gepustet, für uns herrscht als Westwind:

 

 

Im Jahr 1923 wurde erstmals von Sir Gilbert Walker ein Index eingeführt, der über die Stärke der Westwindströmung Aufschluss gibt. Bekannt wurde dieser Index unter dem Namen „NAO“ – „Nordatlantische Oszillation“. Der NAO-Index bedient sich zur Berechnung der Luftdruckdifferenz zwischen einer Wetterstation auf Island und einer auf den Azoren. Je höher die Luftdruckdifferenz der beiden Messorte ist, desto stärker wehen die Westwinde nach Europa. Bei einer geringen Differenz bildet sich über Europa eine vom Atlantik abgekoppelte Strömung.


Doch welchen Einfluss hat die nordatlantische Oszillation auf das Klima in Deutschland?

In den Monaten, die eine positive NAO aufweisen (also starke Westwinde), ist es wärmer. Insbesondere fallen hier die Wintermonate auf: Sie sind deutlich zu warm und meist auch zu nass. Die Ursache: Bei starken Westwinden ziehen Tiefdruckgebiete über Mitteleuropa hinweg, die Regen und milde Temperaturen vom Atlantik bringen. Bei einem negativen NAO-Index bestimmen meist kontinentale Hochs unser Wetter. Mit dem NAO-Index lassen sich die verschiedensten Warm- und Kaltphasen der Vergangenheit gut erklären:

 

Quelle: US-National Weather Service

Die Grafik zeigt die Stärke des NAO-Index seit 1950. Deutlich zu erkennen ist, dass die Werte in den 1980er und 1990er Jahren teilweise stark positiv waren, seit den 2000er Jahren eher um die 0-Marke pendelten und teilweise deutlich im Minus waren. Das heißt die Westwinde waren in der 1980er und 1990er Jahren stark, in vergangenen 10 Jahren nahmen sie ab. Die 80er und 90er Jahren von vielen milden Wintern geprägt, während die vergangenen vier Winter durchschnittlich oder kälter ausfielen.


Und die Niederschläge? Nach Datenvergleich zweier Wetterstationen im nördlichen Rheineinzugsgebiet zeigten sich keinerlei Übereinstimmungen zwischen der NAO und Niederschlagsmenge. Der Grund liegt im Maß „Jahresniederschlag“. Im Sommer fallen die größten Regenmengen im Jahresverlauf. An unseren Stationen immerhin zwischen 50 und 70% zwischen den Monaten Mai bis September. Der NAO-Einfluss auf Sommerregen ist geringer, zudem können lokale Schauer und Gewitter die Regenmenge im Sommer deutlich verändern, so dass nicht immer ein Zusammenhang zwischen der NAO und den Niederschlagsmengen feststellbar ist.

Betrachtet man das gesamte Bundesgebiet als Basis oder konzentriert sich alleine auf Winterniederschläge, wird ein Zusammenhang deutlich: Je tiefer der NAO-Index, desto weniger Westwind, desto weniger Regen.

Die Klimaentwicklung der kommenden Jahrzehnte wird entscheidend vom Verhalten der Nordatlantische Oszillation und des Golfstroms abhängen. Wird der Golfstrom und damit auch die NAO schwächer, könnte dies beispielsweise kältere und deutlich trockenere Winter bedeuten. Tendenziell würden auch die Sommer trockener werden.

Lesen Sie weiter: ... und der Treibhauseffekt?

4. Teil: Langfristprognosen und ihre Grenzen

5. Teil: Das Klima der nächsten Jahre

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